09.08.2023

Autark stehen mit Zweitbatterie und Solar

#Ausbautipps # #Tipps

Von Nadine

Mein größter Wunsch beim Ausbau war von Anfang an, autark mit dem Caddy campen zu können. Als ich 2017 mit dem Ausbau meines ersten Caddys begonnen habe, war die Ausbaucommunity noch so klein und auch die entsprechenden Produkte waren in der Form noch nicht auf dem Markt, sodass wir damals eher stümperhaft eine zweite Starterbatterie in die hintere Verkleidung gebaut haben. 

Mittlerweile ist viel Zeit vergangen, der Markt und der Informationsfluss haben sich entwickelt und ich hatte bei dem Ausbau des neuen Caddys den Wunsch es diesmal richtig zu machen.

Bei meiner Suche bin ich auf die Produkte von Wattstunde aufmerksam geworden und habe mir auf der Website alles nötige zusammengestellt. 

Bei der Installation hat mir der großartige Tim von @bjoern.caddy geholfen. Dieser Blogartikel soll einen Überblick über die von mir genutzten Produkte sowie die Platzierung aller Komponenten im Caddy geben. Eine genau Anleitung wie alles angeschlossen werden muss kann ich hier nicht geben. Holt euch bei der Installation Hilfe von fachkundigen Personen oder lasst zumindest nach dem Einbau einmal jemanden drüber schauen. 

Für den kompletten Einbau haben wir ca. 12 Stunden gebraucht.

Produkte

Zunächst habe ich mir Gedanken gemacht, wieviel Stromkapazität ich im Caddy benötige und was genau ich haben möchte - 230 V Anschluss? Solar?

 

Für mich war klar, ich möchte auch Strom generieren können wenn das Auto steht und auch mal einen Laptop mit 230V Anschluss laden können.

 

Da ich mindestens ein paar Tage am Stück autark stehen möchte, habe ich mich für die Untersitz Litihiumbatterie mit 150 Ah von Wattstunde entschieden. Um die Batterie zu laden, wenn das Auto steht, habe ich mich für ein Solarsystem fürs Dach entschieden. Da das Aufstelldach nicht komplett gerade ist wurde es ein Komplettset mit zwei semiflexiblen Solarmodulen mit einer Nennleistung von maximal 200 Watt. Um den Strom zu verteilen und ihn ausreichend zu sichern, habe ich einen Stromkreisverteiler von Wattstunde mit 12 Anschlüssen gewählt. Um die Batterie auch während der Fahrt ordentlich laden zu können habe ich mich für einen Ladebooster von Victron entschieden und um einen 230V Anschluss installieren zu können habe ich noch einen Spannungswandler dazu bestellt. Um alles vernünftig zu sichern, benötigt man dann noch zwei Hochlastsicherungen. 

 

 

Zusammengefasst:

 

Dachdurchführung

Gestartet haben wir mit der Dachdurchführung, denn das Sika Flex muss einige Stunden antrocknen, bevor man den Caddy wieder bewegen kann. 

Also haben wir uns zunächst Gedanken gemacht, wo die Solarpanele sitzen sollen und dort ein Loch gebohrt. Dieses sollte groß genug sein um beide Kabel durchzuführen, aber natürlich nicht größer als die Durchführung werden. 

Die Halterung haben wir dann mit Sika Flex (im Komplettset enthalten) angeklebt und mit Klebeband fixiert.

Grundsätzlich könnte man in diesem Schritt auch die Solarpanele schon aufkleben, jedoch rate ich davon ab, da man diese ohne das System eingebaut zu haben nicht testen kann. Sollten diese aus welchen Gründen auch immer nicht richtig funktionieren bekommt man sie aufgrund des Klebers nicht mehr ohne Beschädiugngen vom Dach.

Demnach empfehle ich, die Panele erst nach dem Einbau der Batterie und dem Ladebooster sowie des Solarreglers anzukleben. 

Verkleidungen entfernen

Ich hatte mich entschieden das Setup hinter meinem Fahrersitz in den Fußraum zu bauen. Demnach verläuft die gesamte Verkabelung an der linken Fahrzeugseite. Um alle Kabel ordentlich zu verlegen, haben wir zunächst die Verkleidung entfernt. Hierzu haben wir im Kofferraum die linke Seitenverkleidung entnommen und die Verkleidung im Fußbereich der Fahrertür sowie der linken Schiebetür entfernt.

Kabellegung

Um später alles richtig anzuschließen, haben wir zunächst einmal die Kabel vom Fußraum aus verlegt.

Einmal haben wir ein 16mm² Kabel vom Fußraum bis hoch ins Aufstelldach gelegt. Hierzu haben wir die Kabel entlang des linken Radkastens gelegt und durch den hinteren Holm ins Aufstelldach nach oben geführt, denn dort wird das Kabel dann später mit der Kabelführung der Solarpanele verbunden.

Das andere Kabel, mit dem selben Durchmesser, haben wir von der Zweiibatterie in die Motorhaube zur Lichtmaschine gelegt. Hierzu mussten wir zunächst die Starterbatterie abklemmen und ausbauen. Vom Fußraum haben wir das Kabel durch eine Gummidichtung gestochen und somit vorne in die Motorhaube gelegt.

 

 

Installation im Fußraum

Um alles befestigen zu können und um auch später einen Schutz für das System bauen zu können, haben wir zunächst aus Pappe eine Schablone für den Boden des Fußraums gefertig. Diese haben wir dann auf eine 12mm Holzplatte übertragen und mit der Stichsäge ausgesägt. 

Damit die Batterie nicht verrutschen kann haben wir den Teppichboden und das darunter liegende Styropor mit einem Teppichmesser ausgeschnitten und die Batterie darin eingelassen. Die selbe Aussparung haben wir auch auf der Holzplatte ausgesägt. Die Batterie wurde dann mit zwei Krampen und einem Zurrgurt am Karroserieboden befestigt.

Auf der Platte haben wir dann den Ladebooster und den Solarregeler vor den Luftausausströmern platziert. Grundsätzlich sollten beide aufrecht montiert werden, damit die Luftzirkulation und die damit verbundene Kühlung sichergestellt ist. Dies war jedoch im Caddy so nicht möglich, weswegen wir uns entschieden haben, beide vor den Lüftern zu platzieren. Wenn es sehr warm im Auto ist, fahre ich sowieso mit Klimaanlage, wodurch der Ladebooster während der Fahrt ausreichend gekühlt wird. Im Stand wird lediglich der Solarregler genutzt, der nicht so viel Eigenwärme entwickelt wie der Booster. 

Den Einbau im Liegen habe ich auch mit den Technikern von Wattstunde abgeklärt. 

 

 

Solar anbringen

Bevor ihr die Panele aufklebt, schließt sie sicherheitshalber einmal an den Kabeln des Solarreglers an und schaut in der App von Victron, ob sie auch funktioniern. Sollte dies der Fall sein, wovon ich ausgehe, könnt ihr die Panele aufkleben.

Schaut euch vorher auch an wo ihr die Panele platzieren wollt und markiert euch die Stelle an den Kanten mit Kreppband. 

Um die Panele anzukleben sollte es trocken und zwischen +15° C und +25° C warm sein, damit die Klebebänder auch ihre volle Klebefähigkeit entfalten können.

Zunächst solltet ihr das Dach einmal mit Wasser und etwas Spüli vorwaschen und danach noch einmal z.B. mit BetaClean oder Waschbenzin und einem fussel-, parfüm- und weichmacherfreiem Reinigungtuch säubern. Danach nicht mehr mit den Fingern die Klebefläche berühren.

Danach könnt ihr das Klebeband auf die Unterseite des Solarpanels kleben. Dieses soll stramm sitzen, aber nicht überdehnt werden. Vermeidet Lufteinschlüsse und schneidet die Anfangsstücke, die ihr mit eueren Fingern berührt habt ab, da diese weniger klebefähig sind.

Das Klebeband sollte mit ca. 20 N/cm² angedrückt werden.

Danach löst ihr die Schutzabdeckung des Klebebandes in einem Zug und achtet dabei darauf, nicht die Klebefläche zu berühren. Das Panel sollte zeitnah aufgeklebt werden um Verschmutzungen des Klebebandes zu vermeiden. 

Achtet auf die Positionierung, denn aufgrund der hohen Klebekraft ist ein Wiederablösen nicht möglich.

Nach dem Anbringen auf dem Dach sollte das Solarmodul gleichmäßig angedrückt werden (ca. 20 N/cm²).  Nicht zu stark - sonst beschädigt ihr die Zellen.

Die Endklebekraft ist bei 20 Grad nach circa 72 Stunden erreicht. Ich persönlich bin nach einem Tag wieder mit dem Caddy gefahren :-) 

 

 

 

Anschluss der Kabel

Grundsätzlich werde ich hier keine Stromkreisläufe aufzeichnen sondern euch lediglich einen Überblick über den Aufbau und die Platzierung meines Stromsetups geben.

Wichtig ist, alle Kabel ordentlich anzuschließen und hierbei die Enden ordentlich mit Kabelschuhen und Schrumpfschläuchen zu versehen. Vorne an der Lichtmaschine und an der Batterie selbst solltet ihr auf jedenfall eine Sicherung installieren.

 

Systemtest

Habt ihr alles richtig angeschlossen, könnt ihr einen Selbsttest durchführen und das Auto einmal starten. 

Über die Victron App oder über die Wattstunde App könnt ihr auf die Übersicht des Ladeboosters und der Batterie zugereifen. Dort sollte bei der Batterie nun Ladung stehen. Bei manchen Fahrzeugen muss man in der App des Ladeboosters noch die Motorabschaltungserkennung konfigurieren. Dazu am besten das Handbuch des Ladeboosters ausführlich lesen. 

Sind die Solarpanele angeschlossen, sollte in der Victron App beim Solarregler ein Stromeingang sichtbar sein. Dafür müsst ihr natürlich draußen und am besten mit etwas Sonne stehen ;)

Schutz des Setups

Wichtig ist, am Ende des Einbaus alles vernünftig zu sichern. Ich habe die Batterie an zwei Befestigungspunkten und einem Spanngurt an der Karosserie befestigt und um den Rest einen Holzkasten gebaut. In die Seitenwände habe ich Luftschlitze gesägt um einen Hitzestau zu vermeiden. Vorne, zur Lüftung hin, habe ich komplett offen gelassen. So kommt kein Dreck in die einzelnen Komponenten und man kann auch auf das Setup noch etwas drauflegen.

Erfahrungen

Das gesamte Setup hab ich mittlweile knapp 8 Monate getestet. Ich bin mit dem Aufbau und der damit verbundenen Autarkie absolut zufrieden. Ich war dieses Jahr fünf Wochen am Atlantik unterwegs und hatte dort natürlich Sonne satt. Als Verbraucher habe ich meine Kompressorkühlschublade dauerhaft betrieben und der Dieselkocher benötigt auch ein wenig Strom.

Wenn ich den ganzen Tag stand, hatte ich am nächsten morgen lediglich 7 % verbraucht, sodass die Batterie dann nach kürzester Zeit dank der Solarpanele wieder voll war.

Demnach würde ich sagen dass 150 Ah etwas überdimensioniert sind und 100Ah sicher völlig ausgereicht hätten. Aber es kommt natürlich immer auf die Verbraucher an die man betreibt.